Bergbauheilige
Die Tätigkeiten der Bergleute sind seit jeher mit vielerlei Problemen, Belastungen und Gefahren verbunden. Deshalb spielt die Verehrung besonderer „Berufsheiliger“ in der Tradition der Bergleute eine große Rolle.
Die herausragenden Bergbauheiligen des Alpenraumes sind Barbara und Daniel. Beide sind in ihrer Bedeutung im Glauben außerordentlich verschieden. Gerade deshalb ergänzen sie sich recht gut.
Der heilige Daniel, als einer der wichtigsten Propheten des alten Testaments, war der bedeutendste Bergbaupatron des Mittelalters.
Sein drei tägiger Aufenthalt in der Löwengrube und seine seherischen Fähigkeiten machten ihn bald zum allseits beliebten
Grubenheiligen.
Eine Legende besagt, dass Daniel im Traum ein Schatz im Geäst eines Baumes vorhergesagt wurde. Daniel suchte dieses Nest
mit den silbernen Eiern vergeblich in den Baumkronen. Plötzlich erschien Daniel ein Engel. Dieser verwies ihn auf das unterirdische
Geflecht des Baumes, wo Daniel dann tatsächlich ein reiches Silbervorkommen fand.
Aufgrund dieser Geschichte wurde Daniel von den Bergleuten als Entdecker des Bergbaues sowie als Lehrmeister im Suchen und
Finden verehrt. Die Bedeutung, die Daniel zu Teil wurde, zeigen auch ausführliche Darstellungen in den ersten Bergbaulehrbüchern.
Diese Bücher sind bereits mehr als 500 Jahre alt.
Die Danielverehrung verlor jedoch mit dem Anwachsen der Bergbauwissenschaften immer mehr an Bedeutung. Für die Bergleute der Aufklärungszeit gab es keine höheren Mächte mehr, die man beim Suchen und Finden der Lagerstätten anrufen musste.
Der Rückgang des Danielkults machte etwa ab 1620 Platz für die wachsende Verehrung der heiligen Barbara.
Die Märtyrerin Barbara wurde um Beistand in Bedrohung, Not oder Gefahr angerufen. In der rauhen
Männerwelt verkörperte sie das weibliche Element, das Geborgenheit und Barmherzigkeit versprach.
Zwei Faktoren bestimmten die Beliebtheit Barbaras unter den Bergleuten: Zum einen war sie die Heilige gegen
den plötzlichen Tod, dem die Bergleute immer ausgesetzt waren. Darüber hinaus soll sich der Legende nach ein
Berg bei Barbaras Flucht vor ihrem Vater geöffnet haben.
Vielleicht geht sogar der Bergmannsgruß „Glück Auf“ auf dieses Ereignis zurück. Manche meinen,
dass „Glück Auf“ im Sinn von „Gott, tu die Klüfte auf!“ gedeutet werden kann.
Im Gegensatz zum „Erzzeiger“ Daniel war und ist Barbara vor allem eine „Schutzheilige“ gegen die
Gefahren im Bergbau.
Trotz ihrer Beliebtheit wurde Barbara durch den Vatikan 1969 aus dem römischen Festtagskalender gestrichen.
Erst nach langen, zähen Verhandlungen wurde sie 1972 wieder im deutschen Regionalkalender aufgenommen.
Das hätte vor 40 Jahren fast das Ende der heute so beliebten Barbarafeiern bedeutet.
Interessanterweise gab es neben diesen zwei Hauptheiligen noch mehrere Dutzend weiterer Bergbauheiliger.
Diese lassen sich in vier Gruppen einteilen:
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Metallheilige
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Wasserheilige
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Feuerheilige
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Heilige mit Spezialaufgaben
Anna gilt als die klassische Metallheilige. Als Mutter Marias sah man in Anna die Spenderin des Silbers. Viele Orte an denen man Silber fand und abbaute heißen deshalb heute noch Annaberg.
Der heilige Leonhard hatte als Gefangener eine schwere Eisenkette zu tragen. Deshalb wird er von den Eisenbergleuten und den Schmiedegesellen verehrt.
Bergleute waren bei ihrer untertägigen Tätigkeit ständig von Wassereinbrüchen bedroht. Der von Wasser umspülte heilige Christopherus gewährte entsprechenden Schutz.
Der heilige Florian hatte als Feuerheiliger auch im Bergbau große Bedeutung. In früheren Zeiten wurde das Gestein häufig mittels Feuersetzen abgebaut. Feuer erhitzten dabei das Gebirge, das dann leichter mittels Schlägel und Eisen abgebaut werden konnte. Die dabei auftretenden Gase jedoch häufig zu ernsten Vergiftungen der Bergleute.
Ein besonders schweres Schicksal hatte der heilige Laurentius zu ertragen. Er wurde als Märtyrer auf einem glühenden Rost hingerichtet. Das imponierte den Hüttenleuten so sehr, dass sie ihn noch heute als ihren Patron feiern.
Nun zu den Bergbauheiligen mit Spezialaufgaben.
Ein solcher war der Apostel Andreas. Er galt insbesonders als Beschützer der Grubeneingänge. Sein Attribut, das Andreaskreuz aus zwei schräg gekreuzten Hölzern, findet man noch heute als Absperrung vor alten Stollen und Strecken sowie vor Bahnübergängen.
Der heilige Briccius galt als Beschützer vor Lawinen. Er ist am Rückweg von Byzanz mit einer Ampulle heiligen Blutes in einer Lawine umgekommen. Diese Begebenheit hat sich, wie ja bereits der Name sagt, in Heiligenblut in Kärnten zugetragen. Da die alten Goldbergbaue in den Tauern bis auf mehr als 3000 m Seehöhe betrieben wurden, waren Lawinen eine ständige Gefahr.
Abschließend noch die Geschichte eines Heiligen mit einem recht sonderbaren Aufgabengebiet, nämlich die des heiligen Vitus oder Veit. Vitus starb ebenfalls als Märtyrer unter Qualen in einem mit siedendem Öl gefüllten Kessel.
Als Bergbauheiliger hatte Vitus dafür zu sorgen, dass die Knappen ihre Schichtarbeit nicht verschliefen. Vermutlich hat so mancher Gewerke seinen blau machenden Knappen die Qualen des Vitus gewunschen!!!